(lisa 29.08.2010)
Projekt.....mittendrin!
Meine Projektidee konntet ihr ja nun mittlerweile schon begutachten. Und ich würde sagen, ich stecke mittendrin. Das Konzept ist fertig, ab morgen wird es das dann hoffentlich auch in Albanisch geben. Das hängt davon ab, ob die zuckersüße Juljana es rechtzeitig schafft, das Dokument zu übersetzen. Zum Ende unseres Kurses hat sie uns ganz lieb ihre Hilfe angeboten, bei allem was kommen mag, auch wenn wir mal nach Tirana kommen wollen, dann wäre sie uns behilflich bei Hotelsuche etc. Naja, ich dachte ich könnte gleich mal ihre Hilfe in Anspruch nehmen. Da die Hauptaufgabe ja nun darin besteht, Bewohner Prishtinas ausfindig zu machen, die sich zu einem Interview bereit erkären, habe ich einen Flyer entworfen. Mir gefällt der eigentlich schon ganz gut und eigentlich will ich den diese Woche in den Druck geben, damit ich dann ganz wild flyern kann. Über 5 Ecken habe ich nun auch Kontakt mit einem Studenten, der irgendeine Art Student-Center leitet, naja jedenfalls etwas, wo es Mail-Verteiler und somit eine Verbindung zu den Studis von hier gibt. Damit wäre schon mal eine Bevölkerungsgruppe abgedeckt. Die Mail ist schon verfasst und wird diese Woche auch rausgeschickt. Ich hoffe, mein Telefon wird nicht mehr still stehen :) Das erste Interview habe ich auch schon hinter mir. Mit einem 24jährigen, den ich letzte Woche in einer Bar kennengelernt habe und der recht gut Englisch sprach. Er war gleich sehr interessiert und da habe ich ihn gefragt, ob er nicht mein erster Interviewpartner sein will. Gesagt getan! Ich bin zufrieden und erleichtert, dass ich das 1. Interview hinter mir hab, aber ich denke es gibt auf jeden Fall Verbesserungsbedarf. Das Interview war definitiv zu lang. 1:50 Std. Ich muss wohl doch ein wenig spezifischer fragen oder mir einen generellen Fragenkatalog zusammenstellen, mit Fragen, die ich dann allen stelle. Ich denke, ich sollte die Interviews auf 30min verkürzen und dann vielleicht noch höchstens 30min Extrazeit gewähren. Es wird zwar sicher super interessant werden, aber ich will mich ja nicht dumm und dämlich transkribieren....
Mein erster Interviewpartner war wie gesagt ein 24jähriger Arbeitnehmer, der sein ganzes Leben in Prishtina gelebt hat. Er hat sehr ergreifende, interessante Dinge erzählt, crasse Geschichten, die auch bei mir hervorriefen, 'that your hair goes up like this'. Den Krieg scheint er garnicht so ernst genommen zu haben, er war 14 Jahre alt bei Kriegsausbruch und erst im Rückblick erkannte er, in was für einer Gefahr er sich mit seiner Familie eigentlich befand, als sie z.B. auf ihrer Flucht von Prishtina nach Prizren (südlich von Pristhtina) in ein 2stündiges Kugelgefecht zwischen serbischem Militär und UCK (Kosovarische Befreiungsarmee) Kämpfern gerieten. Jetzt im Nachhinein wird ihm klar, was seine Eltern für eine schreckliche Angst vor dem Krieg hatten. Gelassen erzählt er, wie er Experte für Bomben und Militärflugzeuge wurde, er konnte immer sofort erkennen um welches Modell etc. es sich handelte (und entschuldigte sich dann, einiges wohl wieder vergessen zu haben). Er sah den Krieg für sehr nötig; die ethnischen Säuberungen und Unterdrückung der Albaner durch die serbische Regierung konnten so ja nicht weitergehen. Aber er hatte auch schon immer serbische Freunde und wünscht sich einen friedlichen Umgang beider Bevölkerungsgruppen miteinander. Er könne aber auch verstehen, dass z.B. sein Freund, der während des Krieges stundenlang zusehen musste, wie seine Mutter und seine Schwester von serbischen Soldaten vergewaltigt und misshandelt wurden, immer noch kein Wort mit einem serbischen Bürger sprechen kann. Wenn ich so etwas höre, stoße ich schon fast an meine Grenzen des Verständlichen. Ich frage mich, was alles passieren muss, um einen Dialog zu schaffen, um wahren Frieden zu erreichen zwischen den Ethnien, um die Vergangenheitsbewältigung voranzubringen. Junge Generation – es gibt viel zu tun! Hajde Hajde!
Mein nächster Termin steht am Dienstag an. Wir haben 10 Minuten (!!!) Sendezeit in einer Radioshow erhalten. Das war garnicht so schwierig zu bewerkstelligen. Mit dem besagten Studenten von diesem Studenten-Center haben wir uns einfach mal vorgestellt und schwupp, nach ein paar Verhandlungen stand es auch schon fest. Eigentlich müsste man ja für Marketing auch was bezahlen, aber da ich ja etwas für Prishtina mache, 'würden sie mich da schon unterstützen'....aufregend! Nach einer kleinen Tour durch die Radiostudios, wo überall an den Türen das 'on air' blinkte, bin ich nun doch ein wenig aufgeregt. Aber zum Glück muss Mumsen das Moderieren ja übernehmen. Nach einem kleinen Entwurf eines Moderationstextes gestern und einer bühnenreifen kleinen Übung, wie er das denn so alles rüberbringen wolle und sich dabei eh nicht an den vorgegebenen Text halten wolle, bin ich ganz zuversichtlich. Er wird daraus schon eine gekonnte 'Ein Mann Show' machen (wie es seine Freundin so treffend formulierte :)
Aber das....wie war das....ach ja, DAS ist dann sicher eine andere Geschichte!
Nachtrag
Von wegen....Ein Mann Show....da hatte ich mich geschnitten. Wir kamen also pünktlich um 8.20h im Radiosender an und wurden auch glücklicherweise erwartet. Die dubiose Absprache hatte also wirklich funktioniert...grandios!!...und alle wussten Bescheid. Die Moderatorin der Sendung kam zu uns und stellte sich kurz vor. Sie hatte diese übertriebene freundliche Gute-Laune-Stimme aufgelegt und sprach vor allem fließend Englisch. Nachdem sie feststellte, dass auch ich gut Englisch spreche, wollte sie das Interview bzw. die Projektpräsentation doch lieber direkt auf Englisch mit mir machen und dann live übersetzen. Gut! Mein Herz begann wie wild zu klopfen und ich glaube, ich hatte einige Schweißausbrüche. Eigentlich hatte ich ja geplant, nur daneben zu sitzen, während Mumsen schön auf Albanisch seine Reden schwingt. In Windeseile habe ich nochmal mein Konzept durchgelesen und versucht, mir einige Formulierungen bzw. Hauptaussagen zu überlegen. Die 10 Minuten Sendung verliefen super, die nette Moderatorin hat Fragen gestellt, auf die man sehr gut antworten konnte. Bei unserem kleinen Auftritt ging es vor allem darum, die Bevölkerung aufzurufen, uns für ein kleines Interview zur Verfügung zu stehen und uns von ihrem persönlichen Lieblingsplatz in Prishtina zu berichten. Mumi meinte, man hat gemerkt, wie sehr ich in der Materie drinstecke und dass es alles sehr gut rübergekommen sei. Naja, wenigstens etwas ;) Meinen Adrenalinpegel konnte ich trotzdem erst im Laufe des Nachmittags wieder einigermaßen bändigen. Maaaaaan, das war wirklich unglaublich spannend!!
Von der Sendung gibt’s leider keinen Mitschnitt aber die nette Moderatorin meinte, sie hätte noch eine andere Show, für die sie mich gerne nochmal einladen würde. Dann hätte man auch mehr Zeit, außerdem wäre das nicht live, so dass ich dann bestimmt einen Mitschnitt kriegen würde! Hoffentlich wird’s was! Viele Rückmeldung für Interviews gibt’s leider noch nicht....
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