Die albanische Diaspora und ihre Rolle....
Seit ich hier im Kosovo bin und weiß, dass ich für einen längeren Zeitraum hier sein werde, stellen sich mir viele Fragen. Es sind Fragen, die schon seit langem in einem sind und viele Albaner (so glaube ich) aus der Diaspora beschäftigen.
Im Rahmen des Seminars an der Universität in Prishtine wird am Montag der Außenminister Skender Hyseni zum Thema „ Internationale Konsolidierung des Staates Kosovo“ referieren.
Ich kann nicht leugnen, dass ich im Rahmen dieser Vorlesung insbesondere auf den Aspekt der Rolle der Diaspora-Albaner gespannt bin.
Im Kosovo ist es gerade so, dass jeder zweite, mit dem man kommuniziert und der aus dem Ausland kommt, zu hören kriegt, dass sie hier sind um ihre Staatsangehörigkeit aufzugeben.
In mehrfacher Hinsicht ist diese Entwicklung erschreckend - sowohl für die Person selbst, als auch für das Land in dem sie lebt, sowie für den jungen Staat Kosovo.
Wenn man von einer Konsolidierung spricht, also einer „Sicherung oder Festigung von etwas Bestehendem“ so ist zu hinterfragen, inwiefern das Bestehende und dessen Festigung ohne die Albaner der Diaspora zu erreichen ist?
Die Albaner der Diaspora, insbesondere jene aus dem Kosovo, um die es hier überwiegend geht, haben einen unglaublichen Anteil am Erfolg dieses Staates. Egal aus welcher Ecke der Welt sie agiert haben, sie haben es mit vollem Herzen und voller Tatkraft getan. In der Zeit, in der sie jedoch agierten, konnten sie nie direkte Rechte, hierbei ganz besonders zu erwähnen, das Wahlrecht, in Anspruch nehmen. Dieses Mittel der politischen Partizipation und als wesentliches und wichtigstes Instrument der Demokratie war ihnen stets verwehrt. In Zeiten, in denen sie es nun nutzen könnten, geben sie es ab. Wie sollen sie ihrer Rolle zur Konsolidierung nur beikommen? Wenn sie nicht politisches Interesse und politische Partizipation praktizieren können?
Für die Person, die ihre Staatsangehörigkeit aufgibt entstehen neue Möglichkeiten. Sie kann an einem neuen System partizipieren ( in Deutschland wählen) und ihren individuellen Werdegang und ihre Ressourcen erweitern durch die Aufgabe einer Staatsangehörigkeit und den Gewinn einer anderen. Jedoch lässt sich nicht abstreiten, dass im gefühlten Zwischenraum oft Konflikte bestehen. Eine absolute Teilhabe und eine Brückenfunktion mit entwicklungspolitischen Änderungsmöglichkeiten ist nicht mehr gegeben.
Der Staat der viele Menschen als Staatsbürger verliert, verliert viel Potenzial. Das Potenzial des Staatsvolkes schwindet und er schaut einfach tatenlos zu. Es ist verwunderlich.
Hinzugefügt nach dem Vortrag des Ministers:
Nach dem Gespräch mit dem Außenminister wird ersichtlich, dass es keine Linie gibt. Auf meine Frage: „Welche Rolle spielen die Auslandsalbaner und insbesondere der Aufbau von Konsulaten, die funktionieren, zur Konsolidierung?“ muss er eingestehen, dass es keinen Plan gibt dafür und dass es (mal wieder) daran liegt, dass wir keine „Tradition hätten wegen der Unterdrückung und wegen der nicht vorhandenen menschlichen ausgebildeten Ressourcen“. Es ist ersichtlich, wie wenig ausgeprägt das Interesse an den Auslandsalbanern ist. Es gibt genug gut ausgebildete Leute, die einen guten Abschluss haben in Deutschland und die diese Funktion übernehmen könnten. Das Bildungsministerium hat sogar eine Brain Gain Programm gestartet und schon alleine in dieser Datenbank müssten sich Leute finden. Wenn aber der Wille nicht da ist, dann wird sich das auch nicht ändern.
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